Denkt man Schreckensherrschaften auf deutschem Boden, kommt, sicherlich auch berechtigt, den allermeisten Menschen die NS-Diktatur in den Sinn. Dass ca. 18 Millionen Deutsche im Anschluss an den zweiten Weltkrieg direkt einen weiteren Unterdrückungsstaat erleben mussten, ist hingegen selten im Hinterkopf. Dabei war das Leben in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) keineswegs demokratisch, selten frei, häufig repressiv und vor allem, wie das Ehepaar Manuela und Gerd Keil hochemotional und lebensnah gut 150 Schülerinnen und Schülern des Beruflichen Gymnasiums schilderte, eine Zeit, deren Verarbeitung viel Kraft, Liebe und Hilfe benötigt.
„Für viele unserer Schülerinnen und Schüler ist die DDR nur ein Begriff, den man zwar kennt, aber kaum weiß, was ein Leben dort bedeutete. Daher haben wir nicht lange gezögert, als die Möglichkeit aufkam, Zeitzeugen zu uns ans BKB zu holen“, erläutern die Pädagogen Steffen Vinnemeier und Stefan Weyers, wie das Ehepaar Keil in den Lichthof kam. Angefragt hatte das BKB das Bildungsbüro der Stadt Bottrop in Person von Axel Sohnius, der den die Zeitzeugen, Moderatorin Maike Mewes und Dr. Andreas Schulze von der Konrad-Adenauer-Stiftung weitervermittelte.
Nach einleitenden und vorstellenden Worten von Mewes erzählten Manuela und Gerd Keil von ihren ganz unterschiedlichen Erfahrungen. Während Manuela von ihrer schweren Kinderzeit in einer Art sozialistischem Kinderheim berichtete, schilderte Gerd von seiner Eigenschaft, gerne Fragen, auch unbequemer Natur zu stellen: „Dass mich das natürlich andauernd vor Probleme gestellt hat, war klar, Fragen war nicht erwünscht.“ Gerade seine Schilderungen über seinen Aufenthalt im Gefängnis, seine Begegnungen mit der Stasi oder auch die Tatsache von der Bundesrepublik Deutschland für 103.000 DM aus dem Gefängnis herausgekauft worden zu sein, hinterließen einen bleibenden Eindruck bei den Anwesenden.
„Man hat ihnen angemerkt, wie emotional sie das immer noch macht. Fast hatte ich den Eindruck, sie erleben das nach“, so Berke Özcan aus der 1I22A. Der Eindruck täuschte sicher nicht, denn Manuela und Gerd Keil kamen immer wieder ins Stocken, wenn sie ihre ganz persönlichen Leidens- und Lebensgeschichten erzählten. „Rundum war das eine gelungene Veranstaltung. Wir sind sehr froh, das Ehepaar Keil bei uns gehabt zu haben“, schlossen Vinnemeier und Weyers ein positives, wenn auch nachdenkliches Fazit.
Information:
Mehr zum Ehepaar Keil findet man unter www.manuelaundgerd.de.